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Elbmetropole in allen Facetten

Drei Maler der Künstlergruppe Norddeutsche Realisten zeigen im Jenisch Haus mehr als 100 Gemälde mit Motiven der Hansestadt

Welt am Sonntag

Der Hamburger Nieselregen erfüllt in diesen letzten Märztagen die Luft mit einem feuchten Dunst und färbt die Stadt grau. Unter diesen Bedingungen zieht kein Künstler hinaus, um sich an Alster oder Elbe mit Kollegen zum gemeinsamen Freilichtmalen zu treffen. Tobias Duwe, Lars Möller und Till Warwas bilden da keine Ausnahme. Wenn das Licht fehle, sei malerisch nichts zu machen, sagt Möller. Wer seine Gemälde von Wasserflächen und Wolkenformationen ansieht, versteht das sofort: Hinter jeder auf den Strand rollenden Welle und jedem Cumulus- Gebilde liegt ein geheimnisvolles Leuchten, als besitze das Bild eine eigene Lichtquelle.

Wegen des Wetters arbeitet Möller in seinem Atelier in Langenhorn Nord. Eine seiner großen Elbansichten steht hier noch auf der Staffelei, bevor sie demnächst, zusammen mit vielen weiteren Bildern, ins Jenisch Haus umzieht. Dort richten die drei Maler gemeinsam die Ausstellung „Elbwärts“ ein, in der vom 3. April an über 100 Gemälde und Aquarelle zu sehen sind, etwa 35 Werke von jedem. Das gemeinsame Thema ist Hamburg, die Elbmetropole in sämtlichen Facetten. Manche Motive waren für alle drei Künstler interessant und können nun vergleichend betrachtet werden: Der Blick nach Süden über den Strom, der Wald aus Hafenkränen am jenseitigen Ufer, oder die grünen Hügel im Jenischpark.

Die größte Gemeinsamkeit der Hamburger Duwe und Möller sowie des Bremers Warwas ist eine Kunstauffassung, die immer der Gegenständlichkeit verpflichtet bleibt. Die Maler gehören der Künstlergruppe Norddeutsche Realisten an, deren 15 Mitglieder bereits seit 30 Jahren bevorzugt unter freiem Himmel malen, also „en plein air“. Im Rahmen der jährlich ein- bis zweimal stattfindenden Symposien trifft sich die Gruppe, um an der Nord- oder Ostsee, in Skandinavien, Frankreich, im Rheingau oder auch in ANZEIGE Berlin, Hamburg, Frankfurt und Bremen Landschaften oder Stadtansichten einzufangen. Das erste Treffen wurde 1989 vom Maler und Neuen Realisten Nikolaus Störtenbecker (1940–2022) ins Leben gerufen, um ein Zeichen gegen die damals übermächtige Abstraktion zu setzten – und um gleichgesinnte, professionelle Maler zur gegenseitigen Inspiration zusammenzubringen. Die Vereinigung steht in der Tradition des Pleinairismus des 19. Jahrhunderts und damit der Künstlerkolonien von Barbizon, Worpswede und Skagen.

Doch der Norddeutsche Realismus ist keine Schule, die einen gemeinsamen Stil hervorbringt, sondern ein lockerer Zusammenschluss von Individualisten. Lars Möller ist seit 1998 dabei: „Ich bin über meinen Professor Erhard Göttlicher da reingekommen. Er fragte, ob ich nicht Lust hätte, bei so einer Künstlergruppe mitzumachen“, sagt der 1968 geborene Absolvent der Hamburger Fachhochschule für Gestaltung: „Man hilft sich gegenseitig. Wenn man fünf Stunden lang auf dasselbe Bild guckt, wird man etwas betriebsblind. Wenn dann ein Kollege mit Anregungen kommt, ist das gut.“ Auch außerhalb der Symposien hat sich Möller mit Duwe und Warwas schon mehrfach zum gemeinschaftlichen Pleinairmalen getroffen – vor allem im letzten Sommer und Herbst, als die meisten Bilder für die Schau im Jenisch Haus entstanden. Ein Highlight war der Besuch auf dem Hamburger Fernsehturm; ein Gemälde von Till Warwas zeigt den grandiosen Blick über die Alster bis zum dunstigen Horizont. die Alster bis zum dunstigen Horizont.

Schanzenstraße
Lars Möller in seinem Hamburger Atelier. Der Maler zählt zu den „Norddeutschen Realisten“

Ihre persönlichen Motivvorlieben verfolgen die Künstler allerdings meist im Alleingang. Duwe, der 1961 in Bad Oldesloe geboren wurde und in Hamburg bei Almut Heise und Tom Knoth studiert hat, richtete sich für die Ausstellung besonders stark „elbwärts“ aus. So zeigt eines seiner dynamischen Gemälde den Strom und den Strand bei Övelgönne, für ein anderes Elbporträt wählte er den Blick über die Hochbahnstation Baumwall auf den Stückgutfrachter „Cap San Diego“ und die Elbphilharmonie.

Harmonischer und ruhiger wirken die Hamburgbilder von Warwas, Jahrgang 1962, der an der Hochschule für Künste in Berlin studierte und dort Meisterschüler bei Klaus Fußmann war. Im Museum ist unter anderem seine sorgsam komponierte Ansicht der Alstermündung mit Michaelis- Kirche zu sehen, ebenso ausgewogen ist das arkadische, frühlingsgrüne Bild „Das Bachtal im Jenischpark“. Möller indes zeigt neben den großen Ölgemälden mit den Schwerpunkten Wasser und Himmel auch kleinformatige Aquarelle mit Stadtansichten.

Dem idealisierenden Ansatz kommt die Freilichtmalerei entgegen: „Wenn ich bis zu acht Stunden vor dem Motiv stehe, habe ich viele Informationen und Eindrücke, die ich mir zusammen komponieren kann“, sagt Möller. In dem langen Zeitraum veränderten sich das Licht, die Stimmung und die Konstellationen in der Landschaft, „aber ich picke mir ein Best-of aller Änderungen heraus. Ein Pleinairbild ist eine Zeitcollage“. Die Gemälde der Norddeutschen Realisten entstehen in der sogenannten Alla-Prima- Technik. Diese Nass-in-Nass-Malerei, bei der in die noch feuchte Farbe immer wieder hineingemalt wird, eignet sich besonders für spontanes, temperamentvolles Arbeiten. Meister dieser Kunst waren etwa der schwedische Maler Anders Zorn (1860–1920) und der deutsche Impressionist Lovis Corinth (1858– 1925). Beide gehören zu den Vorbildern der Künstlergruppe.

Wenn die Pleinairmaler hinausziehen, tragen sie neben einem Rucksack mit Farbtuben, Pinseln und Terpentin auch einige Leinwände und ihre Kofferstaffeleien bei sich, die mit wenigen Handgriffen aufgeklappt werden können. Pro Tag entstehen maximal zwei Bilder. Auf der ersten, hellen Farbschicht, der Imprimitur, fertigt Möller eine grobe, lineare Vorzeichnung in Van-Dyck-Braun an. Im nächsten Schritt malt er braune Schatten, dann erst werden die Farben hinzugefügt. Auch Duwe setzt vorbereitende Linien, auf die er allerdings gleich die Farben folgen lässt. Warwas indes startet mit flächigen Untergründen, die er nach und nach ausarbeitet. Doch Technik und Komposition sind erst die halbe Miete: „Du kannst nur dann ein Bild malen, wenn du eine Idee davon hast, was du zeigen willst“, sagt Möller. Das rechte Licht einmal vorausgesetzt.

von Julika Pohle

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